9. Klassen besuchen die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und gewinnen einen anschaulichen Eindruck in den grausamen und menschenverachtenden Lageralltag der Häftlinge.
„Obwohl ich Flossenbürg so schnell wie möglich verließ, hat Flossenbürg mich nie verlassen. Für uns, die ehemaligen Häftlinge, wurden die wiederkehrenden Erinnerungen an die Ereignisse der Vergangenheit zum Fundament unseres Lebens“, so die Erinnerungen des KZ-Überlebenden Jack Terry.
Diese stehen gleich zu Beginn der Dauerausstellung in der Gedenkstätte Flossenbürg und vermitteln einen starken Eindruck vom Leben im Arbeitslager und davon, wie dieser Lebensabschnitt die ehemaligen Insassen ihr ganzes weiteres Leben geprägt hat. Auch wenn wir es uns als Nachgeborene heute kaum oder gar nicht vorstellen können, was es bedeutete, als Opfer des nationalsozialistischen Unrechtsstaates Gefangener eines
Konzentrationslagers gewesen zu sein, so gewannen die 9. KlässlerInnen des Johann-Christian-Reinhart-Gymnasiums beim Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers in der Oberpfalz doch einen anschaulichen Eindruck in den grausamen und menschenverachtenden Lageralltag. Eingesperrt im KZ zu sein, bedeutete, jeden Tag Angst um sein Leben zu haben, bis zur Erschöpfung in dem nahegelegenen Steinbruch arbeiten zu müssen, gedemütigt und unterdrückt zu werden, täglich grausamen Hunger zu erleiden, dem SS-Terror und der Gewalt der Kapos ausgesetzt zu sein und nicht zu wissen, ob man am nächsten Tag noch am Leben ist.
100.000 Menschen aus 47 Nationen waren Häftlinge im Konzentrationslager Flossenbürg oder in einem seiner Außenlager: 84.000 Männer, 16.000 Frauen unter ihnen auch Kinder und Jugendliche. Hinter den Zahlen stehen einzelne Schicksale.
So zum Beispiel Jack Terry, eigentlich Jakub Szabmacher, der als Jugendlicher 1944 ins KZ Flossenbürg kam und nur deshalb überlebte, weil ihn ein älterer Häftling in dem Tunnel zwischen Wäscherei und Häftlingsküche versteckte, als alle anderen Gefangene auf die Todesmärsche geschickt wurden. Danach konnte er sich bis zur Befreiung des KZ in der Typhus-Abteilung des Krankenreviers verbergen. Er ist der einzige aus seiner Familie, der den Nationalsozialismus überlebte.
Oder der Häftling Miloš Volf, der gemeinsam mit seinem Vater 1944 ins KZ Flossenbürg deportiert wurde und sich unter Tränen an Weihnachten 1944 erinnert, als die Häftlinge in einer eiskalten Nacht stundenlang zum Appell antreten und beobachten mussten, wie Mithäftlinge von der SS willkürlich gehängt wurden, während gegenüberliegend im Bereich der SS der Weihnachtsbaum leuchtet und Heiligabend gefeiert wurde.
Neben dem Rundgang auf dem Gelände und der Besichtigung des Krematoriums sind es gerade diese Schicksale der ehemaligen Häftlinge, die uns nachdenklich aber mit der Gewissheit, dass so etwas nie wieder passieren darf, zurücklassen.
(Lisa Bär)