Überblick
Die Schule wurde 1837 als Privatunterrichtsanstalt für höhere weibliche Bildung auf Antrag des königlichen Studiendirektors Dr. Stephan Lechner gegründet. Im Jahr 1901 bezog die Schule das neu erbaute Schulhaus am Longoliusplatz. 1911 erfolgte die staatliche Anerkennung im Sinne der neuen Schulordnung als Städtische höhere Mädchenschule. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schule als Städtische Oberrealschule für Mädchen wiedereröffnet. Die beiden Schwerpunkte der Schule wurden eingerichtet:
- der sprachliche Zweig (bis 2003: neusprachlicher Zweig)
- der naturwissenschaftlich-technologische Zweig (bis 2003: mathematisch-naturwissenschaftlicher Zweig)
1973 wurde der Schule der Name Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium verliehen. Zwei Jahre später, 1975, erfolgte der Umzug in die neu erbauten Gebäude im Schulzentrum unterhalb des Bismarcktums. Seitdem besuchen auch Jungen das Gymnasium. (Quelle: Wikipedia)
Privatschule 1838 – 1869
1837
Antrag des kgl. Studiendirektors Dr. Lechner an den Hofer Stadtmagistrat mit der Bitte um Gründung einer Privatunterrichtsanstalt für höhere weibliche Bildung.
1838
Beginn des Unterrichtsbetriebs mit 37 Schülerinnen
1848
Die revolutionäre Stimmung dieses geschichtlichen Epochenjahres machte auch vor Hof und der „Höheren Töchterschule“ nicht halt. Liberale und sozialistisch getönte Angriffe gegen die Töchterschule in der Presse berufen sich auf die 150 Gulden aus der Hospitalstiftung zur Finanzierung der Schule. Dieses Geld würde dem Armenfonds der Stiftung entzogen und entspräche nicht dem Willen des Stifters, da es für die „höheren Stände“ verwendet werde. Die Existenz der Schule war in Frage gestellt! Stadtmagistrat und Schulleitung konnten jedoch die Angriffe entkräften, so daß sie im Laufe der Zeit auch wieder in Vergessenheit gerieten.
Städtische Schule 1869 – 1973
1869 Städtische höhere Töchterschule
Das bisherige Privatinstitut wird als eine „gemeindliche Unterrichtsanstalt“ vom Stadtmagistrat übernommen und unter dem Namen „Städtische höhere Töchterschule“ eröffnet. Oberaufsicht über die Schule hat von nun an die „Königliche Kreisregierung von Oberfranken“. Für die Übernahme durch die Stadt und die damit verbundene Umgestaltung der Schule nach der „allerhöchsten Verordnung vom 28. Juni 1962, die Errichtung und Leitung von Erziehungs- und Unterrichtsanstalten betreffend“, sprachen viele gewichtige Gründe. Seit 1869 existieren fortlaufend numerierte gedruckte Jahresberichte der Schule, die erst im Jahr 1926/27 in ihrer Zählung auf das Gründungsjahr 1837/38 umgestellt wurden. Äußerer Anlaß für die städtische Übernahme war wohl das Beispiel der 1867 von der Stadt Bayreuth gegründeten „Höheren Mädchenschule“. Auch mögen sich die Grundvorstellungen von weiblicher Bildung geändert haben, da in diesen Jahren die ersten Frauenvereine entstanden und die „soziale Frage der Frau“ kritischer beleuchtet wurde. Schließlich muß aber auch die alte Schule den Anforderungen der Zeit nicht mehr genügt haben, wenn man am 12. Oktober 1867 im Hofer Anzeiger lesen konnte, daß die überhandnehmende Schwäche des weiblichen Geschlechts vornehmlich einer falschen Erziehung zuzuschreiben sei: „Statt auf eine allseitige Stärkung des Nervenorganismus Bedacht zu nehmen, werden noch jetzt in den meisten unserer Mädchenschulen die Zöglinge von 8 Uhr morgens bis 6 Uhr abends zum Sitzen verurteilt. Vormittags beschäftigt man sie durch Handarbeiten und Konversation, während man Unterrichtsgegenständen von größerer Bedeutung gewöhnlich die späteren Abendstunden einräumt, weil der Lehrer früher nicht Zeit findet und man eigene Lehrer nicht besitzt. Die Schülerinnen sind dann abgespannt und zerstreut, während sie in den Morgenstunden empfänglich und frisch gewesen wären… Auch der Elementarunterricht wird in den meisten Mädcheninstituten noch allzuwenig betont; deren manches dürfte aufzuweisen sein, das seine Zöglinge ohne eine gründliche Kenntnis der eigenen Muttersprache aufnimmt und ebenso wieder entläßt …“ Auch der erste Jahresbericht der „Städtischen höheren Töchterschule in Hof, im Schuljahre 1869/70“ gibt auf den drei ersten Seiten ein eindrucksvolles Bild von der Reformbedürftigkeit der alten Privatanstalt und den gestiegenen Bildungsansprüchen der erneuerten Schule, die nun nicht mehr die Aufgaben einer Grundschule miterledigt.
1897/98 Die Wißmathsche Reform
Waren die Veränderungen der „Höheren Töchterschule“ bei der Übernahme durch die Stadt weitgehend inhaltlicher Art, so war Stadtschulrat Wilhelm Wißmath hauptsächlich um eine organisatorische Reform bemüht. Seit Dr. Lechners Zeit gab es Klassen, die aus Schülerinnen verschiedener Jahrgänge zusammengesetzt waren, was um die Jahrhundertwende nicht mehr zeitgemäß war. Für den Eintritt in die Höhere Töchterschule wurde nun der vierjährige Besuch der Volksschule vorausgesetzt, an den sich sechs Jahrgangsklassen anschlossen. An neuen Fächern wurden Buchführung und Stenografie eingeführt. Die Wißmathschen Neuerungen konnten bis zur staatlichen Schulordnung von 1911 bleiben und danach größtenteils unverändert übernommen werden.
1900/01 „Städtische höhere Schule für Mädchen“
Die Errichtung des Schulgebäudes am Longoliusplatz beseitigt die Schulraummisere in den Mietsräumen des Hauses Theaterstraße 6. Ständig wachsende Schülerzahlen und Wißmaths Initiative führten zur Verwirklichung dieses 100000-Mark-Projekts. 1901 begann der Unterricht in einem gutausgestatteten Schulhaus mit 146 Schülerinnen! Die Bezeichnung der Schule lautet „Städtische höhere Schule für Mädchen“.
1911 „Städtische höhere Mädchenschule“
Anpassung der Schule an die für ganz Bayern gültige Schulordnung vom 8. April 1911 durch Direktor Adolf Korn. 1912 wurde sie als „Städtische höhere Mädchenschule“ im Sinne der neuen Schulordnung staatlich anerkannt.
1919/20
Einführung einer Handelsabteilung im Anschluß an die 3. Klasse mit sechs Wochenstunden in Handelsfächern (Buchhaltung, Gesetzeskunde, Warenkunde, Schriftverkehr).
1924 „Mädchenlyzeum“ und „Höhere Mädchenschule neuer Ordnung“
Durch die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau in der Weimarer Verfassung von 1919 wurden die Mängel der Reform von 1911 beseitigt und die höheren Mädchenschulen den höheren Knabenschulen gleichgestellt. Seit 1924 führt die Schule zwei Züge zu je sechs Jahrgangsstufen: Das Mädchenlyzeum als höhere Lehranstalt, an der nur Lehrkräfte mit der Befähigung für das höhere Lehramt unterrichten, unterstand direkt dem Kultusministerium. Diese Schule entspricht in ihrem Bildungsauftrag etwa dem heutigen neusprachlichen Gymnasium, während der andere Zug, die „Höhere Mädchenschule neuer Ordnung“ eher mit dem Ausbildungsziel unserer heutigen Realschulen verglichen werden kann und den Bedürfnissen des täglichen Lebens Rechnung trug.
1930
Einführung der einklassigen Frauenschule (zunächst versuchsweise) für Schülerinnen, die das Abschlußzeugnis der 6. Klasse (entspricht 10. Jahrgangsstufe) hatten. Der Zweck der Frauenschule bestand darin, die Schülerinnen in die Aufgaben als Hausfrau und Mutter einzuführen. Für viele Mädchen bot sie die Möglichkeit, später ein Wirtschaftslehrerinnenseminar oder eine soziale Frauenschule zu besuchen.
1938 „Mädchenoberschule“
Anstelle des Lyzeums und der Frauenschule tritt die achtklassige Vollanstalt mit der Bezeichnung „Mädchenoberschule“, welche nun auch mit Abitur abschließt.
1940
Die erste Reifeprüfung wurde 1940 abgenommen.
1946 „Städtische Oberrealschule für Mädchen“
Nachdem die Schule von März 1945 bis Januar 1946 geschlossen war, konnte sie nun als „Städtische Oberrealschule für Mädchen“ wiedereröffnet werden, und zwar mit einem sprachlichen und einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig.
1949
Angliederung einer dreijährigen Mädchenmittelschule mit dem Abschluß der „Mittleren Reife“ (existiert bis 1956). Im gleichen Jahr wurde wegen Raumnot der Holzflachbau errichtet.
1951
Einführung der 9. Klasse (entspricht heute der 13. Jahrgangsstufe), Übernahme der Sprachenfolge des Realgymnasiums (Englisch – Latein – Französisch).
1952
Einführung des Mädchenrealgymnasiums neben der Oberrealschule und der angeschlossenen Mittelschule.
1956
Städtisches Mädchenrealgymnasium mit Oberschule. Das Realgymnasium entspricht etwa dem neusprachlichen Gymnasium, die Oberrealschule dem math.-nat. Gymnasium mit wirtschaftswissenschaftlichem Zweig.
Staatliche Schule seit 1973
1973 „Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium“
Die Schule erhält ihren heutigen Namen: „Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium, neusprachliches und mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium“. Übernahme durch den Freistaat Bayern.
1974
Einführung der Kollegstufe.
1975
Einzug in das neue Schulgebäude in der Max-Reger-Str. 71 am Rosenbühl unterhalb des Bismarckturmes. Einführung der Koedukation.
Unser Gang durch die Geschichte endet in der Gegenwart Während der langen Metamorphose von der Mädchenschule zum koedukativen Gymnasium konnten nur die wichtigsten Umgestaltungen auf einem mühevollen und verschlungenen Weg aufgezeigt werden – die Leistung vieler engagierter Pädagogen, die der Schülerinnen und Schüler, die mancher Gönner und Freunde, mußte vor der allgemeinen Entwicklung zurücktreten. Wir wollen auf eine Zukunft hoffen, die unserer Schule noch einen langen Weg beschert, der wie bisher von Achtung und Wertschätzung in der Öffentlichkeit, verständnisvoller Wirksamkeit ihrer Lehrer und vorausschauendem Planen ihrer Leiter gezeichnet ist.
Wie das JOHANN-CHRISTIAN-REINHART-GYMNASIUM zu seinem Namen kam
1973 „gab der Hofer Stadtrat einem Antrag der Schulleitung statt, das bisherige Städtische Mädchengymnasium in Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium umzunennen. Die Gründe für die Wahl eines neuen Namens lagen einmal in der Übernahme der Anstalt durch den Freistaat Bayern, zum anderen in der Tatsache, dass der Umzug in einen Neubau am Rosenbühl und damit die Einführung einer koedukativen Erziehung von Mädchen und Jungen absehbar wurde. Nicht zuletzt wollte man auch den Namen eines bedeutenden Hofers wieder in das allgemeine Bewusstsein heben, der im 19. Jahrhundert jedem Kunstkenner geläufig war, dessen man aber in unserer Stadt weder durch die Benennung einer Straße noch einer sonstigen Einrichtung gedachte. Lediglich eine Tafel an seinem Geburtshaus am Maxplatz erinnerte an ihn, obgleich sein Wirken weit über das bloß Lokale ins Übernationale weist: Deutschland und Italien haben gleichermaßen an ihm Anteil“, schreibt unser inzwischen den Ruhestand genießender Kollege StD Werner Flierl im Jahresbericht 1983 anlässlich der zehnjährigen Wiederkehr der Namengebung. Werner Flierl war es auch, der im Lehrerkollegium diesen Namen vorgeschlagen hat.
Damals, 1973, war für die Wahl unseres Namenspatrons noch ein anderer Gedanke im geteilten Deutschland wichtig. In dem Schreiben an die Stadt Hof mit dem Namensvorschlag heißt es unter anderem in den Begründungen: „Johann Christian Reinharts künstlerische Entwicklung und erste Wirksamkeit vollziehen sich im Raume Franken-Sachsen-Thüringen und zeigen die einst so selbstverständliche enge geistige Verflochtenheit der Bewohner dieser Landschaften, die heute durch die politische und ideologische Grenzziehung nicht mehr bestehen kann. Einem Gymnasium an dieser Grenze wachsen unseres Erachtens besondere Aufgaben des Bewahrens zu, aber auch die Aufgabe, Brücken zu schlagen, wo es möglich sein wird.“
Reinharts Kunst „weist weit über das Lokale und Nationale hinaus und versinnbildlicht Weltoffenheit und permanente geistige Auseinandersetzung mit den Künstlern und Strömungen seiner Zeit. Reinhart ist nicht mehr zum Ursprung seines Wirkens zurückgekehrt, doch fühlen sich bei der Wahrung seines reichen künstlerischen Erbes BRD, DDR und Italien, vor allem aber die Städte Hof und Rom in gleicher Weise verpflichtet“.
Glücklicherweise ist die innerdeutsche Grenze inzwischen überwunden und Brückenschläge sind im vereinten Europa heute kein Problem mehr.
Schulleiter
1837 – 1850 Kgl. Studiendirektor Dr. Stephan Lechner
1850 – 1859 Pfarrer Johann Scheuerlein
1859 – 1867 Pfarrer Gottfried Macher
1868 – 1869 Pfarrer Heinrich Tinsch
1869 – 1875 Dr. Gottfried Friedlein
1875 – 1879 Pfarrer Georg Fr. Th. Mahr
1879 – 1895 Dekan Ludwig Held
1895 – 1896 Pfarrer Albert Buchholz
1897 – 1911 Stadtschulrat Wilhelm Wißmath
1911 – 1925 Direktor Adolf Korn
1925 – 1938 Direktor Dr. Martin Pöhlmann
1939 – 1945 Oberstudiendirektor Hans Haberstroh
1946 – 1966 Oberstudiendirektor Dr. Friedrich Heinrich
1966 – 1972 Oberstudiendirektor Dr. Dr. Walter Rollmann
1972 – 1973 Studiendirektorin Frieda Wagner (kommissarisch)
1973 – 1995 Oberstudiendirektor Dr. Heinz Zenk
1995 – 2003 Oberstudiendirektor Wolfgang Witt
2003 – 2009 Oberstudiendirektor Dr. Axel Herrmann
2009 – 2015 Oberstudiendirektor Reinhard Dreher
2015 – 2023 Oberstudiendirektor Michael Wagner
2023 – Oberstudiendirektor Thomas Stelzer