Kaum eine zweite Stadt in Deutschland bietet wie Weimar die Möglichkeit, den Glanz aber auch die Tiefen der deutschen Kultur und Geschichte auf so verdichtetem Raum nachzuerleben. Diesem ambivalenten Eindruck gingen in der Woche vor den Herbstferien die Schülerinnen und Schüler der neuen Oberstufe in der Q12 nach.
Begleitet von den jeweiligen Deutschlehrkräften – Frau Richter, Frau Eckstein, Herr Frank und Herr Pflugbeil – starteten die vier Kurse am Dienstagmorgen, um direkt auf den Ettersberg zur KZ-Gedenkstätte Buchenwald zu fahren.
Dort angekommen hatten die Schülerinnen und Schüler zunächst die Gelegenheit, das Gelände des 1937 errichteten nationalsozialistischen Konzentrationslagers, das sich über ca. 400.000 m² erstreckt, in Augenschein zu nehmen, ehe sich ein ca. einstündiger Rundgang durch die Dauerausstellung anschloss, die sich mit der Geschichte des Lagers, den Opfern aber auch Tätern intensiv auseinandersetzt. Überraschend wie verstörend war dabei die Einsicht, dass die Stadtgesellschaft Weimars, die sich auch zur NS-Zeit voller Stolz mit dem klassischen Erbe Goethes und Schillers identifizierte, allenfalls ein Problem mit der Namensgebung des Konzentrationslagers hatte. Das unmenschliche und verbrecherische Vorgehen der Nationalsozialisten mit den im Lager Inhaftierten erzeugte dagegen keinen Unmut unter den Bürgern der Klassikerstadt.
Schließlich erhielt jeder Kurs noch eine ca. 2-stündige Führung über das Gelände des Lagers, die am Krematorium bzw. der Verbrennungsanlage des KZ endete. Allein die Monstrosität der dort errichteten Verbrennungsöfen verdeutlicht auf erschreckende und bedrückende Weise das Ausmaß der Verbrechen, denen allein im Konzentrationslager Buchenwald ca. 56.000 Menschen zum Opfer fielen. Gerade angesichts sich wandelnder politischer Realitäten in Deutschland und dem Erstarken rechtsextremer Parteien, die sich von dem lange währenden Konsens der Erinnerungskultur abzuwenden versuchen, ist ein solcher Gedenkstättenbesuch mehr als nur historische Bildung, er ist auch als Handlungsanweisung für die Zukunft zu verstehen, dass dergleichen nie wieder geschehen darf.
Nach diesen eindrücklichen wie bedrückenden Stunden in Buchenwald bezogen die Schülerinnen und Schüler ihre Zimmer im Hostel und konnten den Abend selbständig ausklingen lassen, was die meisten Exkursionsteilnehmer mit einem Restaurantbesuch in der Innenstadt verbanden.
Einigermaßen ausgeschlafen ging es dann am nächsten Morgen zu einem Programm, wie es im Vergleich zum Vortag kaum kontrastreicher hätte ausfallen können. Mit einem geführten Spaziergang durch den Park an der Ilm und einer Führung im Schillerhaus standen diesmal nämlich die Glanzlichter der deutschen Literaturgeschichte, Goethe und Schiller, im Mittelpunkt. Auf sehr anschauliche und informative Weise konnten so die Kenntnisse, die in den Wochen zuvor bereits im Unterricht über die Weimarer Klassik erworben wurden, vertieft und erweitert werden. Insgesamt bot die zweitägige Exkursion also viele Gelegenheiten, von den höchsten Höhen bis zu den tiefsten Abgründen der Deutschen, ihrer Geschichte und Kultur zu blicken.
(Christian Pflugbeil)